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Personalentwicklung durch Mitarbeitergespräche

Mitbestimmung am Arbeitsplatz, Mitgestaltung der Arbeitsbedingungen, Mitarbeiter/-innen als Partner/-innen: all dies sind gängige Schlagworte, die jeder kennt. Das Mitarbeitergespräch ist dabei ein Personalentwicklungsinstrument, das diesen Forderungen Rechnung tragen soll.

Gespräche zwischen Vorgesetzten und Mitarbeiter/-innen werden täglich geführt und beeinflussen die Arbeit in einer Organisation ganz wesentlich. Diese Gespräche dienen jedoch vorwiegend dem sachlichen, geschäftsbezogenen Informationsaustausch im Arbeitsablauf. Ziele und Ergebnisse der Arbeit, besonders jedoch mit dem Aufgabengebiet verbundene Probleme, Fragen der Zusammenarbeit sowie der beruflichen Entwicklung bleiben oft unbesprochen.

Das Systematische Mitarbeitergespräch

Der Behandlung dieser Themen soll das systematische Mitarbeitergespräch dienen. Mitarbeitergespräche finden periodisch statt und halten sich an einen strukturierten Ablauf. Die Förderung einer vertrauensvollen Gesprächsbasis und Zusammenarbeit und die Steigerung der Motivation und Arbeitszufriedenheit sind die grundlegenden Ziele.

Merkmale des Mitarbeitergespräches

  • Das Mitarbeitergespräch findet periodisch statt (meist einmal jährlich).
  • Es findet zwischen Gesprächspartnern unterschiedlicher Hierarchieebnen statt.
  • Das Mitarbeitergespräch ist ein Beratungs- und Fördergespräch, kein Beförderungsgespräch
  • Es verzichtet auf Benotung und Beurteilung (im engeren Sinn)
  • Im Mitarbeitergespräch werden mit Abstand zum Tagesgeschehen festgelegte Inhalte systematisch besprochen.
  • Das Mitarbeitergespräch bedarf einer beiderseitigen Vorbereitung.
  • Es gibt klare Regelungen über den inhaltlichen Ablauf und den Umgang mit Gesprächsergebnissen.

Zusammenarbeit als Basis

Das Mitarbeitergespräch stellt die Weichen für eine ergebnisfördernde Zusammenarbeit, sollte notwendige Entwicklungs- und Weiterbildungsmaßnahmen auch schriftlich festhalten und helfen, das Vertrauen und die Kommunikation systematisch zu verbessern.

Die Gesprächshaltung des Vorgesetzten ist dabei eine beratende und fördernde. Die Rolle des Mitarbeiters ist eine mitgestaltende: eigene Interessen und Ziele werden in das Gespräch eingebracht.

Unternehmenskultur als Rahmen

Unternehmenskultur ist ein in den letzten Jahren vielfach benutzter und strapazierter Begriff in der Literatur und der betrieblichen Praxis. Man versteht darunter den typischen und unverwechselbaren Charakter und Stil eines Unternehmens, der sich in bestimmten Werten, Normen und Verhaltensweisen niederschlägt. Diese Kultur – „The way how things are done here“ – beeinflusst ganz wesentlich den Umgang bzw. die Kommunikation miteinander im Unternehmen.

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Schriftlich findet die Unternehmenskultur im Leitbild einer Firma ihren Niederschlag, in etwaigen Unternehmensleitlinien und daraus abgeleiteten Führungsgrundsätzen. Ein Schwerpunkt der Führungsgrundsätze gilt dem Zusammenspiel zwischen Führungskraft und Mitarbeiter.


Inhalte des Mitarbeitergespräches

  • Ziele und Aufgabenerfüllung in der abgelaufenen Periode
  • Eignungsschwerpunkte, Stärken und Schwächen des Mitarbeiters
  • Qualität von Leistung und Zusammenarbeit zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter
  • Ziele und Aufgabenschwerpunkte für die kommende Periode
  • Weitere persönliche und berufliche Entwicklung des Mitarbeiters
  • Vereinbarung über Gesprächsergebnisse
  • Rückmeldungen über die Führungsarbeit

Nutzen des Mitarbeitergespräches

Nutzen für das Unternehmen

Dem Unternehmen dienen Mitarbeitergespräche typischerweise als Instrument für Personalführung, Personalentwicklung und strategische Orientierung. Der Nutzen für die Personalführung liegt darin, dass durch den Austausch der Sichtweisen von Vorgesetztem und Mitarbeiter die Möglichkeit entsteht, verbindliche Vereinbarungen über Aufgaben und Arbeitsweisen zu treffen.

Bei der Personalentwicklung geht es in erster Linie darum, die Mitarbeiter zum Nachdenken über ihre eigene Weiterbildung und Förderung anzuregen, mit seinem Vorgesetzten darüber zu sprechen und schließlich gemeinsam konkrete weitere Schritte zu vereinbaren. Der Vorgesetzte ist aufgefordert, im Sinne seiner Führungsverantwortung praktische Wege der Entwicklung seiner Mitarbeiter zu überlegen. Können bestimmte Potentiale oder der Weiterbildungsbedarf nicht vom Vorgesetzten genutzt/abgedeckt werden, sind die Gesprächsergebnisse in eine übergeordnete, unternehmensweite Personalplanung einzubringen.

Die strategische Orientierung soll dazu dienen, Unternehmensziele im Mitarbeitergespräch in Aufgabenschwerpunkte für bestimmte Stellen umzusetzen.
Das Mitarbeitergespräch stellt eine unerlässliche Vorbedingung für die Einführung des MbO (Management by Objectives – Führen durch Zielvereinbarung) dar, ist jedoch nicht mit diesem Führungsinstrument gleichzusetzen.

Nutzen für die Vorgesetzten

Den Vorgesetzten unterstützt das Mitarbeitergespräch vor allem bei der Aufgabe der Personalführung. Er erhält die Chance, Interessen und Erwartungen des Mitarbeiters kennen zu lernen, um dessen Verhalten in der Praxis besser verstehen zu können. Gleichzeitig können Ursachen für Probleme bei der Zusammenarbeit sowie Lösungsmöglichkeiten in Ruhe besprochen werden.

  • Rückmeldung an den Mitarbeiter über dessen erbrachte Leistungen
  • Förderung der Ausrichtung des Mitarbeiters an den Organisationszielen durch die klare Aufgabenvereinbarung
  • Ausrichtung der Aufgabenplanung an den Stärken/Schwächen des Mitarbeiters
  • Förderung von offenem Dialog, Kooperation und gegenseitigem Verständnis
  • Erhöhung der Identifikation des Mitarbeiters mit seiner Aufgabe durch die Einbeziehung seines Wissens
  • Rückmeldungen über die Führungsarbeit
  • Hinweise über die Motivation der Mitarbeiter

Nutzen für die Mitarbeiter

Der Mitarbeiter kann beim Mitarbeitergespräch sein Selbstbild und seine Selbsteinschätzung analysieren. Daneben bietet es Chancen zu eigenverantwortlicher Aufgabenerfüllung und Mitbestimmung.

  • Auseinandersetzung mit den Abteilungszielen
  • Wissen um den Grad der Aufgabenerfüllung aus der Sicht des Vorgesetzten und welche Maßstäbe angewendet werden;
  • Besprechung seiner Stärken/Schwächen aus der Sicht des Vorgesetzten
  • Klarheit über Arbeitsschwerpunkte und Handlungsspielräume durch die Vereinbarung zukünftiger Aufgaben
  • Mitgestaltung der eigenen beruflichen Weiterentwicklung
  • Äußerung eigener Vorstellungen & Interessen
  • Förderung von Informationsfluss und Zusammenarbeit durch den Gedankenaustausch mit dem Vorgesetzten

Reden Sie mit Ihren Mitarbeitern – aber richtig!


Durchführung von Mitarbeitergesprächen

Das Mitarbeitergespräch sollte an einem möglichst neutralen, vor allem aber störungsfreien Ort durchgeführt werden. Vorgesetzter und Mitarbeiter sollten sich als gleichwertige Partner gegenübersitzen. Die Gesprächspartner stellen gegenseitig ihre eigene Einschätzung dar. Vorgesetzter und Mitarbeiter sollen dabei gleichermaßen zu Wort kommen und sich zur späteren Erinnerung Notizen machen. Durch die Gliederung des Gespräches in verschiedene Abschnitte wird sichergestellt, dass nichts Wesentliches vergessen wird.

Ein Gesprächsablauf könnte wie folgt aussehen:

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Einleitung und Auflockerung

Gerade die Anfangssituation ist für beide Gesprächspartner schwierig. Ziel dieser Phase ist es, eine offene und einladende Gesprächsatmosphäre zu schaffen.

Strukturiertes Gespräch über die abgelaufene Periode

Anhand eines Leitfadens werden einzelne Punkte angesprochen. Neben einem gezielten Feedback und Meinungsaustausch dient der Abschnitt dem Auffinden von Verbesserungsmöglichkeiten.

Eruierung der Stärken und Schwächen des Mitarbeiters

Auf Grundlage der Anforderungen des Arbeitsplatzes werden Berufskenntnisse und Fähigkeiten des Mitarbeiters besprochen. Abwertungen, Anschuldigungen und Rechtfertigungen sollten tunlichst vermieden werden.

Qualität von Leistung & Zusammenarbeit

Bei der Darstellung der gegenseitigen Wahrnehmungen ist es wichtig, die Aussagen des Gesprächspartners nicht zu beurteilen, sondern versuchen, sie zu verstehen. Es geht bei der Beurteilung der Zusammenarbeit nicht um größtmögliche Übereinstimmung. Gerade aus Unterschieden können wichtige Schlüsse gezogen werden.

Zukünftige Arbeitsschwerpunkte planen

Vorgesetzter und Mitarbeiter sollten in diesem Abschnitt zu Vereinbarungen über zukünftige Arbeitsschwerpunkte kommen. Vereinbarungen erhöhen die Verbindlichkeit.


Systematische Einführung

Ein wichtiger Grundsatz für jede Art von Organisationsentwicklungsprojekten lautet: Eine möglichst breite Beteiligung der Betroffenen ist die Voraussetzung für Erfolg. Die Einführung des Instrumentes „Mitarbeitergespräch“ lässt sich im Unternehmen am ehesten als Projekt durchführen.

Nach dem Startschuss („Wir brauchen Mitarbeitergespräche!“) folgt die Abklärung der Unternehmensleitlinien, Führungsgrundsätze und Ziele, an denen sich das Mitarbeitergespräch orientieren soll. Der Projektauftraggeber ist die Unternehmensleitung.

1. Projektplanung

Einrichtung einer Projektgruppe, Schaffung eines gemeinsamen Verständnisses über das Projektziel, Ablaufplanung

2. Modellentwicklung für das Mitarbeitergespräch

Erstellung eines firmenspezifischen Modells mit Behandlung der typischen Fragen, wie z.B.: Rückschau oder zukünftige Ziele, Besprechung von Verhalten und Qualifikation oder Leistung

3. Umsetzung

Definition des vorläufigen Gesprächsleitfadens, Erstellung von Informationen über Inhalt,  Ablauf und dazugehörige Themen, Training der „Pilot“-Führungskräfte, Durchführung von Pilot-Mitarbeitergesprächen, Erfahrungsaustausch in Form einer „Auswertungsveranstaltung“ (z.B. Kollegiales Team Coaching)

4. Information und Training

Information an die Mitarbeiter über das Projektergebnis, Vorgesetzten-Training über Ziel, Kommunikation, Rolle und Haltung

5. Durchführung der ersten Mitarbeitergespräche

6. Nachbereitungsphase

Beibehaltung, Verbesserungsvorschläge und/oder Änderung der Unterlagen

7. Eventuell Begleitung durch Coaches

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