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Wahrnehmung im Alltag

All unsere Sinne nehmen täglich eine enorme Vielzahl an Informationen aus der Umwelt auf. So sind wir einem ständigen Bombardement von Sinnesreizen ausgesetzt, welches wir gar nicht bewusst wahrnehmen.

Zum Glück, denn ansonsten müsste unser Gehirn wie in einem Computer mit einem „System Overload“ alle paar Stunden einen Erfrischungszyklus einschalten.

  • Doch wie wird entschieden, welche Sinnesreize in unserem Gehirn verarbeitet werden sollen?
  • Welche Informationen enthalten die geforderte Informationsgüte für eine Verarbeitung?
  • Was sind die Kriterien für wichtig und unwichtig?

Kleiner Test zur Wahrnehmung

Wir haben diese Ausgangslage täglich. Ein kleiner Test gefällig?

Versuchen Sie, die Autonummern aller blauer Autos, die Sie heute auf dem Weg zur Arbeit gesehen haben, aufzuzählen. Sie sehen, diese Information ist in seinem Gehalt für uns nicht wichtig. Sie haben zwar viele blaue Autos gesehen, doch unser Gehirn sieht zum einen keinen Sinn, die Autonummern zu speichern und zum anderen sollten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den Straßenverkehr lenken.

Was wäre nun, wenn Sie für jede Nennung eines richtigen Nummernschilds 100€ bekommen? Da wäre die Situation eine ganz andere – und die Information auf einmal wichtig.

In unserem Alltag wird unsere Wahrnehmung immer wieder solchen Entscheidungstests unterzogen. Doch leider sind die Grenzen zwischen „wichtig“ und „gerade nicht relevant“ fließend. Wir bauen uns aus unserer Erfahrung jedoch einen Werkzeugkoffer zusammen, der es uns erlaubt, die relevanten Informationen zu speichern und unserer Wahrnehmung entsprechend zu verarbeiten.

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Wir können nicht NICHT kommunizieren

wahrnehmung im alltag - zuhörenDa wir in sozialen Beziehungen nicht NICHT kommunizieren können (nach Watzlawik, 1966), läuft dieser Wahrnehmungsprozess non stop. In diesem Prozess werden die zur Verarbeitung freigegebenen Informationen jedoch leider nicht 1:1 weitergeleitet. Der Inhalt der Kommunikation ist nicht gleich dem der Information.

Bei der Interpretation der empfangenen Signale verwenden wir einen Filter. Dieser Filter ist aus unseren Erfahrungen und Werten gewoben und macht uns ab und zu einen Strich durch die Rechnung. Vor allem wenn wir in unserer Vorstellung von unserem Gegenüber eine bestimmte Reaktion erwarten.

Die vier Seiten einer Nachricht

Die „Vier Seiten einer Nachricht“ wurden bereits vorgestellt. Sie senden Ihre Nachrichten mit „vier Schnäbeln“ und hören mit „vier Ohren“ zu. Sie hören zum Beispiel in einem Gespräch, bei welchem es sich um eine wichtige Sitzung handelt, mit dem Informations-Ohr zu. Die Informationen werden aber wider Erwarten auf dem Beziehungskanal transportiert und wollen deshalb einfach nicht richtig wahrgenommen werden.

Fazit, sie reflektieren Ihrem Gegenüber nicht das erwartete Feedback, da Sie immer noch auf dem Informationskanal auf die eine entscheidende Information warten. Ihr Gesprächspartner jedoch zieht sich immer mehr zurück, weil er das Gefühl hat, von Ihnen nicht verstanden zu werden. Diese Beispiele lassen sich beliebig ergänzen.

Denk- und Wahrnehmungsmuster

Wir machen in der Zeit unseres Lebens die verschiedensten Erfahrungen. Vor allem aber in den ersten Lebensjahren kommen viele neue und prägende Eindrücke hinzu. Draus entwickeln wir für uns unbewusst wahrgenommene Denk- und Wahrnehmungsmuster. Es entsteht unsere eigene Weltanschauung. Unser Gehirn strebt nach Ordnung und Berechenbarkeit innerhalb dieser Weltanschauung, um der Fülle an Informationen Herr zu werden. Dies ist notwendig um die eigene Welt nicht permanent hinterfragen, interpretieren und neu definieren zu müssen.

Die „eigene Realität“

Durch diese Interpretationen, dem Streben nach Ordnung, entsteht schließlich eine „eigene Realität“, ein eigenes Muster nach welchem wir uns richten. Diese grundlegenden Muster, welche für normales Funktionieren durchaus sinnvoll und notwendig sind, heißen Dominant Logics. Wenn von außen etwas an uns heran getragen wird, das mit diesen Dominant Logics („unserer“ Realität) nicht verträglich/kompatibel ist, entstehen so genannte „Kognitive Dissonanzen“. Und genau diese kognitive Dissonanz lässt uns über unsere eigene Erfahrung stolpern.

Wenn wir in unserem Alltag mit unseren Mitmenschen kommunizieren und das Gespräch vielleicht einmal nicht ganz in die gewünschte Richtung verlaufen sollte, dann sollten wir uns bewusst werden, ob unsere Wahrnehmung der aktuellen Realität entspricht. Bedenken Sie auch, dass es Ihrem Gegenüber ebenso ergeht.

Der WahrnehmungsprozessFolgende Fragen unterstützen Sie in Ihrem Wahrnehmungsprozess

  • Haben Sie Lust, sich in dieses Gespräch mit Ihrem Partner zu investieren?
  • Sind Sie in der Verfassung und Lage, die Stimmung und den Charakter Ihres Gegenübers einzuschätzen, um Ihr Verhalten und Ihre Kommunikationswerkzeuge optimal einsetzen zu können?
  • Sind Sie offen genug, die Integration aller Einzelwahrnehmungen verarbeiten zu können, um Ihre Strategie und Taktik in der Umgebung umsetzen zu können?

Kommunikation ist eine wunderbare Welt. Ein starkes und mächtiges Instrument, welches wir bewusst einsetzen können. Unsere Sprache dient uns zudem in allen Lagen als Mittel, gegensätzliche Wahrnehmungen zu identifizieren und zu definieren und die Wahrheit als flexibles Produkt des Augenblicks, des Zeitgeistes und der Kultur zu sehen.

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