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Projektauftraggeber: Rollendefinition, Aufgaben und Pflichten

Die Rolle des Projektauftraggebers scheint auf den ersten Blick ins Lehrbuch recht einfach zu sein. In der Realität ist sie jedoch sehr vielseitig und ändert sich im Projektverlauf.

In der Startphase eines Projektes ist der Projektauftraggeber Hauptinitiator, trifft wichtige Entscheidungen und stellt die notwendigen Ressourcen bereit. Während der Umsetzungsphase fordert er Zwischenergebnisse ein und trifft richtungsweisende Projektentscheidungen. Im Zuge des Projektabschlusses nimmt er das Projekt formal ab und entbindet den Projektleiter von seinen Aufgaben und Pflichten.

Was aber, wenn die Rolle des Auftraggebers nicht ausreichend erfüllt wird – aus Mangel an Projektmanagement-Verständnis oder einfach aufgrund fehlender Zeit?

Überblick: Der perfekte Projektauftraggeber

Perfekter Projekt-Auftraggeber Rolle Aufgaben

  • Hat viel Macht im Unternehmen.
  • Hat ein hohes Projektmanagement-Verständnis und kennt seine Aufgaben und seine Verantwortung als Projektauftraggeber.
  • Hat ein große Interesse, dass sein Projekt erfolgreich ist, ist „mit Herz“ dabei.
  • Stellt sicher, dass „sein“ Projekt über ausreichend Personalressourcen und Budget verfügt.
  • Erteilt seinem Projektleiter einen klaren Projektauftrag und kommuniziert seine Erwartungen unmissverständlich.
  • Nimmt sich regelmäßig Zeit für den Projektleiter zur laufenden Abstimmung.
  • Unterstützt das Projekt und den Projektleiter aktiv bei Schwierigkeiten und Problemen im Projekt.

Aufgaben des Projektauftraggebers

Auswahl des Projektleiters

Oft schon entscheidet die Auswahl des „richtigen“ Projektleiters über Erfolg oder Misserfolg. Nicht jeder ist als Projektleiter geeignet. Die wichtigsten Merkmale eines erfolgreichen Projektmanagers sind:

  • Persönlichkeitsmerkmale wie Führungskompetenz, Teamfähigkeit, Konfliktfähigkeit und die Fähigkeit zur Selbstreflexion. Fachlichtes Know-How ist natürlich von Vorteil, steht aber nicht unbedingt an erster Stelle.
  • Prozessuale und methodische Projektmanagement-Kompetenz. Ein gut ausgebildeter und erfahrener Projektleiter beherrscht ein breites Portfolio an Projektmanagement-Tools und weiß, wie man diese zielführend als Gestaltungselemente in den Projektmanagement-Prozess integriert.
  • Erfahrungen im Projektkontext. Handelt es sich zum Beispiel um ein Projekt mit starkem Veränderungscharakter, ist Erfahrung in Organisationsthemen und Change-Prozessen von großem Wert, genauso wie die Anerkennung des Projektleiters im Unternehmen und bei den Führungskräften.

Klare Auftragserteilung an den Projektleiter

Ein präziser und schriftlich formulierter Projektauftrag vom Auftraggeber an den Projektleiter ist in der Praxis eher selten der Fall. Viel wahrscheinlicher ist eine informelle mündliche Beauftragung – meist zwischen Tür und Angel, per Telefon oder per E-Mail (immerhin schriftlich).

In solchen Fällen ist der Projektleiter gefordert, den bisherigen Verlauf der Projekt-initiierung systematisch zu recherchieren und im Zuge einer professionellen Projektauftragsklärung Informationen über die bisherigen Geschehnisse und Entscheidungen zu sammeln. Ein strukturiert aufbereiteter Projektauftrag dient als Grundlage für die Abstimmung mit dem Auftraggeber.

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Das Ergebnis ist eine gemeinsam entwickelte Sichtweise mit einer klaren Vorgabe über die strategische Stoßrichtung, messbaren Zielvorgaben und klarer Prioritätensetzung für den Projektleiter. Auf Basis dieses Projektauftrags kann der Projektleiter mit seiner Arbeit beginnen.

Beschaffung der notwendigen Projektressourcen

Viele Projekte scheitern aufgrund mangelnder Projektressourcen. Die Auswahl der Projekt-Teammitglieder und die Besetzung der Funktionen und Rollen im Projekt (Projektorganisation) sind heikle Verfahren und bedürfen viel an Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Oft sind die Ursachen mangelnde Verfügbarkeit von wichtigen Know-how-Trägern oder fehlendes Verständnis bei den Linienvorgesetzten für die Wichtigkeit der Projektarbeit. Das Ergebnis ist ein offener Konflikt zwischen Projekt und Linie unter dem vor allem der Projektfortschritt zu leiden hat.

Die punktgenaue Umsetzung der Vorgaben durch das Management ist nur dann möglich, wenn der Projektleiter das notwendige Fach-Know-how und die entsprechenden Finanz- und Personalressourcen vom Auftraggeber zur Verfügung gestellt bekommt.

Sind die benötigten spezifischen Ressourcen intern nicht abdeckbar, muss man das fehlende Know-how am freien Markt zukaufen. Ein oftmals sehr schwieriger Verhandlungsprozess zwischen Projektauftraggeber und Projektleiter, der nicht zuletzt von der Wichtigkeit und Bedeutung des Projektes geprägt ist.

Je größer diese für das gesamte Unternehmen ist, desto leichter wird der Projektleiter seinen Auftraggeber von der Notwendigkeit externer Ressourcen überzeugen können. Handelt es sich jedoch um ein kleines Projekt, das keine besonderen Auswirkungen auf die Geschäftsstrategie hat, wird man wohl eher eine terminliche Verzögerung in Kauf nehmen als zusätzliche Kosten für externe Unterstützung.

Treffen projektspezifischer Entscheidungen

In der Umsetzungsphase eines Projektes ist der Auftraggeber gefordert, anstehende und wichtige Entscheidungen zu treffen, um den Fortschritt im Projekt sicherzustellen. Die Vorarbeit dazu leistet der Projektleiter mit seinem Team, der in regelmäßigen Abständen den IST-Status im Projekt erhebt und Abweichungen vom Kurs festhält.

Bei Abweichungen mit geringen Folgen kann üblicherweise der Projektleiter selbst entscheiden und Maßnahmen einleiten. Handelt es sich aber um kritische Abweichungen vom Kurs, bedarf es in den meisten Fällen zusätzlicher Ressourcen und Budgetmittel. In diesem Fall ist der Auftraggeber zu konsultieren.

Empfehlenswert ist die Institutionalisierung eines Projektauftraggeber-Meetings über den Projektverlauf. Wenn der Projektleiter seinen Auftraggeber in regelmäßigen Abständen über Zwischenergebnisse informiert, kann dieser im Bedarfsfall wichtige Entscheidungen sehr zeitnahe treffen.

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Vertretung der Projektinteressen nach außen

Eine der wichtigsten Aufgaben des Projektauftraggebers ist es, die Interessen des Projektes nach außen hin zu vertreten und so die operative Arbeit des Projektteams zu unterstützen. Konkret bedeutet dies Projektmarketing zu betreiben und die Stakeholder mit aktuellen Informationen zu versorgen.

In vielen Fällen ist ein Projekt mit einer Vielzahl an internen und externen Einflüssen konfrontiert, die das Projekt fördern, aber auch behindern können. Der Projektauftraggeber ist dafür verantwortlich, die Interessen des Projektes mit den Forderungen aus dem Umfeld in Einklang zu bringen. Das Ergebnis sind weniger Konflikte, die Schaffung von Verständnis und die Erhöhung der Akzeptanz bei den betroffenen Umfeldgruppen.


Ohne Projektauftraggeber gehts nicht!


Unterstützung des Projektleiters bei Problemen und Krisen

In der Regel sollten Projektkrisen durch die Anwendung von professionellem Projektmanagement verhindert werden. Da viele Unternehmen aber noch nicht optimal auf das Management von Projekten vorbereitet sind, kommt es in der Praxis immer wieder zu Extremsituationen, die eine existentielle Bedrohung für das Projekt und manchmal auch für das Unternehmen mit sich bringen.

Dies verlangt nach einer unmittelbaren Intervention durch den Projektauftraggeber, der dadurch mit hoher sozialer Komplexität und großem Entscheidungsdruck konfrontiert ist. Nach einem meist machtpolitischen Verhandlungsprozess ruft der Auftraggeber die Projektkrise aus und installiert ein Team zur Ursachenforschung und der Umsetzung von Sofortmaßnahmen.

Oft gelingt dies nur mit der Unterstützung von externen Personen, die mit ihrer neutralen Sicht Vorschläge zur Krisenbewältigung ausarbeiten. Die Beendigung der Projektkrise erfolgt wieder offiziell durch den Auftraggeber.

Wichtigste Aufgabe des Projektauftraggebers: Zeit nehmen

Die häufigsten Ursachen für das Scheitern von Projekten sind unklare und nicht abgestimmte Projektaufträge, fehlende Projektressourcen bereits zum Start eines Projektes sowie die allerorts beklagte mangelnde Verfügbarkeit vieler Projektauftraggeber. Das Bewusstsein über die Funktionen und Rollen im Projekt sowie der professionelle Umgang mit Konflikten zwischen Projekt und Linie sind zentrale Aufgaben, die der Projektauftraggeber zu bewältigen hat.

Der Projektauftraggeber muss ein Gesamtverständnis für den vollständigen Projektabwicklungsprozess entwickeln und insbesondere seine Rolle aktiv gestalten und wahrnehmen. Eine erfolgreiche Projektabwicklung bedarf einer kontinuierlichen Beziehung zwischen Auftraggeber und Projektleiter.

Der Auftraggeber ist ein wichtiger Vertreter der Projektinteressen nach außen und greift immer dann aktiv in das Geschehen ein, wenn die persönliche Autorität und die Kompetenz des Projektleiters nicht mehr ausreichen.

Obwohl der Projektauftraggeber nicht unmittelbar in die tägliche Projektarbeit eingebunden ist, gibt es wichtige Schnittstellen und Berührungspunkte, in denen der Auftraggeber den Erfolg eines Projektes wesentlich bestimmt und mit beeinflusst. Deshalb ist die aktive Wahrnehmung der Funktion über die gesamte Projektdauer von entscheidender Bedeutung für den Projekterfolg!

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