Das Kollegiale Teamcoaching ist eine Interventionsmethode, bei der sich eine Gruppe von Führungskräften ohne externe Leitung darin selbst unterstützt, in einem strukturierten Prozess gemeinsam Lösungen auf individuelle Fragen aus dem Führungsalltag zu erarbeiten.
Für verantwortungsvolle Führungskräfte ist eine kontinuierliche persönliche Weiterentwicklung zur Bewältigung der täglichen Führungsarbeit eine ständige Herausforderung. Als ein zentrales Instrument im berufslebenslangen Lernen ist das Kollegiale Teamcoaching ein geeigneter Prozessbegleiter.
Inhaltsverzeichnis
Was bedeutet „Kollegiales Teamcoaching“
Dabei geht es darum, die Urteilsfähigkeit und Standhaftigkeit in Krisen zu stärken und die eigene Wahrnehmungs-, Kommunikations- und Verhaltenskompetenz zu erweitern. Als ein zentrales Instrument im berufslebenslangen Lernen ist das Kollegiale Teamcoaching ein geeigneter Prozessbegleiter.
Dieser persönliche Austausch gelebter Führungsideen und -theorien erweitert die Handlungsalternativen im Führungsalltag. Dabei werden unternehmenseigenes Wissen und die Erfahrungen Einzelner genutzt und die systeminternen Kompetenzen im Sinne einer lernenden Organisation weiterentwickelt.
Besonderheit des Kollegialen Teamcoachings
Die Besonderheit des Kollegialen Teamcoachings beruht auf dem Phänomen der unterschiedlichen Bezugsrahmen der Teilnehmer:
- Jeder Mensch nimmt eine schwierige Situation aus einem persönlichen Bezugsrahmen wahr und setzt die einzelnen Aspekte des Geschehens zu einem für sich sinnvollen Ganzen zusammen.
- Jeder Bezugsrahmen gibt uns Erklärungsmuster und auch Handlungsoptionen vor, die jedoch auf unsere subjektive Perspektive beschränkt sind.
Diesen selbstreferenziellen Rahmen unserer Aktionen und Reaktionen können wir aufbrechen indem wir verschiedene Menschen einladen, eine Situation durch ihre individuellen Brillen zu betrachten und ihre Sichtweisen im Dialog zu teilen. Die Grenzen der verschiedenen Bezugsrahmen verschwimmen dabei – und ein kreativer Raum für neue Deutungsmöglichkeiten und Antworten entsteht.
Moderation beim Kollegialen Teamcoaching
Damit dies im Kollegialen Teamcoaching möglich wird, kommt der Moderation eine bedeutende Rolle zu. Sie achtet genau auf die Einhaltung der Struktur und unterstützt die Teilnehmer darin, aus unterschiedlichen Blickwinkeln auf die Ganzheitlichkeit der problematischen Situation zu schauen.
In der Analysephase des Kollegialen Teamcoachings hält der Moderator die Teilnehmer dazu an, sich nur auf die Analyse der Situation zu konzentrieren und nicht schnell auf eine Lösung hinzuarbeiten. Auch bei der Lösungsphase ist es wichtig, sich auf unterschiedliche Lösungsansätze zu konzentrieren. Kreative Lösungen entstehen erst dann, wenn alle Dimensionen einbezogen werden.
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Drei Blickwinkel
Das System des Kollegialen Teamcoachings kann aus drei Blickwinkeln betrachtet werden.
- Der erste Blickwinkel ist der Fall selbst.
- Der zweite Blickwinkel ist der „Fallbringer“ als Person, mit seinen Stärken und Schwächen.
- Der dritte Blickwinkel ist die Beziehung des Fallbringers zum Fall.
Grundsätzlich erweitern Führungskräfte durch den persönlichen Austausch gelebter Führungsideen und -theorien ihre Kompetenz im Umgang mit schwierigen Situationen. Die Themen können so vielfältig sein, wie die Alltagsprobleme der Führungskräfte. Sie reichen vom Umgang mit schwierigen Mitarbeitern, bis zu Problemen mit den eigenen Vorgesetzten, Kundenbeziehungen oder die Arbeit in Projekten.
Das Kollegiale Teamcoaching hat auch Auswirkungen auf die Organisation als Ganzes. Sie stärkt die Fähigkeit zum konstruktiven Dialog und legt so eine Basis für eine gute Kooperation. Sie kann so ein Baustein in der Entwicklung einer tragfähigen Unternehmenskultur sein.
Rollenbeschreibung im Kollegialen Teamcoaching
Hier herrscht eine einfache und klare Rollenaufteilung:
Der Fallbringer
Ist die Person, die eine Situation zur Reflexion einbringt. Diese Situation kann ein Problem, ein Konflikt (außerhalb der Beratungsgruppe), eine neue Aufgabe oder Tätigkeit oder ähnliches sein. Sie stellt den Ausgangs- und Bezugspunkt des Kollegialen Teamcoachings dar.
Der Reflexionspartner
Sind die Personen, die dem Fallbringer ihre Sichtweisen – Assoziationen und Bilder, Annahmen über Wirkungszusammenhänge, Lösungsvorschläge – als Impulse zur Erweiterung seines Handlungsspielraums weitergeben. Sie orientieren sich bei ihren Beiträgen inhaltlich wie zeitlich an der vorgegebenen Struktur (siehe Tabelle auf Seite 3: Überblick über Phasen und Schritte).
Der Moderator
Ist die Person, die auf die Befolgung der Reihenfolge, die inhaltliche Ausrichtung, eine angemessene Dauer der Reflexionsschritte und auf eine ausgewogene und wertschätzende Beteiligung aller Teilnehmer achtet. Darüber hinaus bringt sie sich – im Gegensatz zur gewohnten Rolle des Moderators – wie die Reflexionspartner inhaltlich in den Reflexionsprozess ein.
Grundsätze beim Kollegialen Teamcoaching
- Eine Gruppengröße von 6 bis 8 Teilnehmern hat sich bewährt.
- Empfehlenswert für eine kontinuierliche effektive Arbeitsfähigkeit ist ein fixer Teilnehmerkreis. Die Teilnehmer können aus unterschiedlichen und/oder gleichen Positionen, Tätigkeitsfeldern und Organisationsbereichen kommen, sollten jedoch nicht in hierarchischer Abhängigkeit zueinander stehen.
- Die Frequenz der Zusammenkünfte richtet sich nach dem aktuellen Bedarf; günstig ist eine Coaching-Sitzung pro Monat.
- Bei jeder Sitzung wird eine konkrete Situation bearbeitet. Die Entscheidung, wessen Fall bearbeitet wird, fällt entweder zu Beginn oder wurde bereits am Ende der letzten Sitzung getroffen.
- Empfehlenswert ist eine rollierende Moderatorentätigkeit. Auch die Entscheidung über die Besetzung des Moderators kann jeweils am Ende einer Sitzung für nächstes Mal getroffen werden oder passiert zu Beginn der aktuellen Sitzung.
- Der zeitliche Rahmen für eine Coaching-Sitzung beträgt etwa 90 Minuten, kann aber diese Dauer bei einem komplexen Anliegen und einer größeren Teilnehmeranzahl übersteigen.
- Der Ablauf ist in einzelne Phasen und Schritte unterteilt.
- Absprachen über Modalitäten, wie Zusammensetzung der Gruppe, Häufigkeit, Dauer und Ort der Treffen, sollte einmalig festgelegt werden, um den „laufenden Betrieb“ während der Sitzung selbst davon zu entlasten.
Einführung im Unternehmensalltag
Der Aufwand zur Implementierung dieser kontinuierlichen Interventionsmethode zur Sicherung und Verbesserung der Qualität in einer Organisation ist vergleichsweise gering. Es geht darum die Methode als „Hilfe zur Selbsthilfe“ kennen zu lernen, in einer kurzen Begleitung die ersten Erfahrungen damit zu machen und sie dann selbstverantwortlich durchzuführen.
Eine Pilotgruppe lernt unter Anleitung eines externen Beraters das Kollegiale Teamcoaching kennen und führt sie miteinander durch. Dabei werden die Kollegen kontinuierlich in die Moderation der Fallarbeit eingeführt. Am Ende des Prozesses stehen diese Kollegen dem Unternehmen für die Moderation des Kollegialen Teamcoachings zur Verfügung.
Die ersten Gruppen im Unternehmen bilden sich und werden von den ausgebildeten internen Moderatoren gemeinsam mit dem externen Berater für zwei bis drei Sitzungen begleitet. Die Gruppe der Moderatoren trifft sich jährlich mit dem externen Berater zum Erfahrungsaustausch und zur kontinuierlichen Verbesserung der eigenen Moderationsfähigkeit.